Translation Possible. Das retardierende Moment

Teil 11

Flug zurück

Über die Zeit betrachtet ist Lorenz‘ China-Projekt kaum von der Katastrophe im klassischen griechischen Drama zu unterscheiden. Oder doch?

L:
Moin. Ich musste am Wochenende sehr häufig an Dich denken. Du Linguist.

Com:
Guten Morgen Lorenz, ja aber warum das denn?

L:
Das klassische griechische Drama. Ich denke, wir sind beim retardierenden Moment angelangt.

Com:
Hast Du eine Abendschule belegt?

L:
Nein, ich habe zum wiederholten Male nachgedacht.
Ich werde das Gefühl nicht los, dass wir was vergessen haben.

Com:
Ich ahne etwas. Du kneifst. Du willst nicht persönlich nach China.

L:
Ja. Ich habe Angst.

Com:
Die kann man Dir nehmen. Wo klemmt es denn?
Geht es um das retardierende Moment in der Tragödie oder in der Komödie oder nur im klassischen Fünfakter? Wohin sollen wir es entwickeln?

L:
Ich war so nah dran.
Ich hab Dir doch erzählt, dass ich einen neuen Geschäftspartner in China habe.
Der nimmt mich nicht ernst.
Der glaubt doch tatsächlich, dass ich an Heilig Abend rüberfliege und ihn besuche.

Com:
Damit hat er mehr getan, als Du von den meisten Chinesen erwarten kannst.

L:
???

Com:
Er hat Dir gesagt, was er will.
Das ist die halbe Miete.

L:
Du willst mich aufbauen, das habe ich nicht verdient. Ich habe versagt.

Com:
Aber wieso denn. Es ist doch ganz einfach.

L:
Es ist die Leichtigkeit. Sie ist mir abhandengekommen. Schon das alleinige Sein ist mir unerträglich geworden.

Com:
Milan Kundera.

L:
Jetzt wird es ganz hart. Du kommst mit einem Grundmotiv von Nietzsche daher, die ewige Wiederkunft.
Das Hamsterrädchen.
Und ewig grüßt das Murmeltier.

Com:
Lorenz, was ist los?
Du hast alles richtig gemacht. Du hast einen Termin.
Du hast das gemacht, was in China am allerwichtigsten ist: Du hast Dich positioniert.
Du hast aus der Sicht Deines Geschäftspartners anerkannt, was für ihn am wichtigsten ist: ER ist am wichtigsten, DU gehst zu IHM, DU hast damit die Hierarchie klargestellt. DU bist der Lieferant, ER der Kunde. DU hast für DICH klargestellt, was für IHN nie zweifelhaft ist. ER ist der Mittelpunkt, ER muss nichts klarstellen. China ist die Wirtschaftsmacht, sonst gibt es keine. DU hast alles erkannt und umgesetzt. Wo ist das Problem?

L:
Ich bekomme keinen Flug.

Com:
Meine Güte! Lorenz! Das darf nicht wahr sein!
Keinen Flug!
Hast Du schon einmal anders herum gedacht?

L:
???

Com:
Na, warum willst Du denn direkt fliegen?
Flieg über die USA oder über Kanada.
Dreh den Spannungsbogen um, mach aus Deiner persönlichen Tragödie eine Komödie, in der das retardierende Moment DEINES ist!
Stell Dich nicht so an und nimm den längeren Flug gegen die Denkrichtung. Dann hast Du auch etwas mehr Zeit zu lesen – beispielsweise Nietzsche – oder den Kundera, wie ich hörte, gibt es den in einer wunderbaren Übersetzung.

L:
Du unterliegst gerade einer wundersamen Wandlung, Commander!

Com:
Was soll denn das jetzt?

L:
Du bist von meinem Commander zu meinem Glücksengel geworden!

Au weia, das wäre fast schief gegangen. Entgegen sämtlicher Gepflogenheiten legt diesmal der Commander auf. Nächste Woche sollten die Übersetzungen fertig sein. Lorenz wird sie sogar in einem schönen und ansprechenden neuen Layout bekommen. Vom guten Ende erfahren wir am 18. Dezember 2017, wenn es vor Weihnachten zum letzten Mal heißt:

Same time – same place: Translation Possible!

Falls auch Sie Fragen zu Ihrem Übersetzungsprojekt oder zu Sprachen haben: Wir sind Ihr Partner für alle Themen rund um Sprache und Kommunikation, wir sind der Spezialist für Ihr Übersetzungsprojekt. Profitieren Sie doppeltvon unserer fundierten Erfahrung mit Lorenz‘ Erfahrungen:

Schreiben Sie uns!

Abbildung: Für die Inspiration zum Flugschema danken wir fluege.de